Sexy Jungbauern und mehr
[Templin] „Das geht nicht.“ So lautete im Jahr 2008 die Antwort von Templins damaligem Bürgermeister Ulrich Schoeneich (parteilos) auf die Frage, ob anlässlich der „LesBiSchwulen T*our“ die Regenbogenflagge vor dem historischen Rathaus gehisst werden könne. „Skandal!“ schrien die Veranstalter und bundesweit wurde in Medien wie der „Welt“ und dem „Tagesspiegel“ darüber berichtet. Viele sagten sich: „Wie rückständig!“ oder „Was hätte man in der Gegend auch anderes erwartet“ und verwiesen auf den einen knappen Monat zurückliegenden Mord von Templiner Neonazis an einem Obdachlosen. Doch die Gemeinden der dünn besiedelten Uckermark, die sich bis ins benachbarte Mecklenburg-Vorpommern und bis zur
polnischen Grenze erstreckt und unter massivem Wegzug und hoher Arbeitslosigkeit leidet, sind auch mit ihrer reizvollen Natur, ihrem traditionsreichen kleinstädtischen Charme und ihrer reichen Wellness- und Erholungslandschaft ein beliebtes Reiseziel. Der gleichnamige Landkreis war bis September 2011 der größte Deutschlands, erst kürzlich wählten die Zuschauer des Fernsehsenders rbb die „Toskana des Nordens“ zur schönsten Landschaft Brandenburgs und viele Abgewanderte kommen wieder zurück. Doch hier, wo die queere Emanzipationsbewegung noch jung ist, versteckten und verstellten sich Schwule, Lesben und Transgender, um nicht angefeindet oder ausgegrenzt zu werden, waren nicht sichtbar, weder als Individuum, noch als Kollektiv, das im gesellschaftlichen Bewusstsein etwas hätte verändern können und sei es nur um zu sagen: „Seht her, wir sind völlig normal!“ Wohl deshalb gründete sich 2005 in Templin die Initiative UM Queer, die mit Stammtischen, Partyabenden und dem jährlichen „Queer Days Festival“ ein regionales Netzwerk aufbaute. Inzwischen ist „UM Queer“ als Verein eingetragen und hat sich die Vernetzungs-, Aufklärungs- und Antidiskriminierungsarbeit auf die Fahne geschrieben: Ein uckermärkischer Verein kämpft gegen Intoleranz und Homophobie. [Martin Bach]