Stimmen in der Stadt
Ruhig und bestimmt erzählt, der inzwischen verstorbene Gerd im Sommer 2006 über sein Leben mit HIV. Nebenwirkungen wie Depressionen oder das verlorene Selbstwertgefühl bestimmen seinen Alltag.
Mit einer ungewöhnlichen Methode will das Projekt „Stimmen in der Stadt“ HIV – Positiven Gehör verleihen. An 15 Orten in der Stadt werden Lautsprecher etwa vier Meter über dem Boden an Lichtmasten angebracht. Sechs Betroffene sprechen zwei Wochen lang durchgehend. Die Installationen stellen es den Passanten völlig frei, ob und wie lange sie den Stimmen lauschen möchten.
Dabei erzählen diese Menschen Geschichten, die quer zu der uns vertraut gewordenen Wahrnehmung von HIV und Aids verlaufen. Durch Stimmen in der Stadt erobern sie sich den öffentlichen Raum zurück.Christoph Weber, Arzt im Vivantes Auguste-Viktoria Klinikum, der zusammen mit dem Kulturwissenschaftler Martin Kostezer das Projekt ins Leben gerufen hat, sagt über die Interviews: „Im Spannungsfeld der Projektionen des „alten“ und „neuen“ Aids, der „Alle Sterben“ - Stimmung der 80er- und frühen 90er-Jahre und der „No Problemo“ - Haltung ab Mitte der 2000er-Jahre erzählen die Protagonisten ihre Geschichten. Meist in den 80ern oder 90ern infiziert und mit dem baldigen Sterben bedroht, entstanden Lebensgeschichten, die von Diskriminierung und Ängsten berichten, aber auch vom Wissen um den Wert von Lebensqualität.“
Unterstützt wird das Projekt von einem großen Kreis von Ärzten, Autoren, Projekten und Vereinen. Vom 25. November bis 8. Dezember werden diese Interviews mitten in den Strassen von Berlin zu hören sein. Also hinhören.
WWW.STIMMENINDERSTADT.DE
Autor: Adolar
Foto Stimmen in der Stadt