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Das La Leander feiert seinen zehnten 'Geburtstag'

Die Café-Bar im Potsdamer Holländischen Viertel hat nunmehr ihr erstes Jahrzehnt 'auf dem Buckel' / am 10. Juli 1998 eröffnete
Jirka Witschak seinen Laden für die hiesige Szene

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(ron) Es waren nicht immer einfache Jahre. Zum zehnten Jubiläum seines Geschäftes sitzt La Leander- Betreiber Jirka Witschak (Foto oben) bedächtig vor seinem Bartresen und staunt selbst ein wenig, hier an diesem Punkt angekommen zu sein: "Morgen früh schlafe ich mal aus... und dann stürzen wir uns auf die nächsten zehn Jahre." meint er schmunzelnd. Das runde Firmenjubiläum habe er der Gästeschaft vorsorglich gleich erst einmal verschwiegen, "...wo soll ich denn hier auch mit den vielen Blumen hin?"

Die zehn Jahre durchgängiger Betrieb haben am Laden und am Betreiber ihre Spuren hinterlassen. Erst Anfang dieses Jahres gönnte Witschak angesichts maroder Toiletten und neuer Raucher-Vorschriften zumindest seinem Betrieb eine Frischzellen-Kur. Renoviert und umgebaut eröffnete das La Leander im März nach etwa zweimonatiger Schließzeit neuerlich die Pforten für seine Gäste (gaybrandenburg berichtete).

Knapp 50 Tausend Mark musste Witschak seinerzeit in das Ladenlokal an der Benkertstraße investieren, um aus dem dort vormals ansässigen 'La Luna' das 'La Leander' machen zu können. In nur wenigen Tagen Anfang Juli 1998 wurden die Räumlichkeiten komplett überholt, aus dem 'La Luna' geblieben sind bis heute die schweren Tische im vorderen Bereich, nebst ein paar Stühlen. Alles andere erlebte mit den Jahren zum Teil gleich mehrere Veränderungen und Umbauten. So entstand irgendwann im oberen Teil die bis heute beliebte Sofa-Ecke, stählerne Teufelsfiguren erschienen an den Wänden, der Tresen begann zu leuchten. Vor der Tür wuchsen um eine immer beliebter werdende Terasse herum immer neue Pflanzen und Deko-Installationen- und damit auch die Probleme. Die zahlreichen Höhepunkte umfangreicher Müllentsorgungs-, Baumscheiben-, und Ruhestörungs- Debatten des La Leanders mit der Potsdamer Stadtverwaltung sind in sämtlichen Pressearchiven der Stadt nachzulesen.

Kaum ein Potsdamer Lokal polarisiert dermaßen, wie das La Leander. Befragt man Schwule und Lesben, finden sich viele Leute, die gern in diesen Laden gehen, und noch mehr, die schon mal dort waren... aber nie wieder hingehen würden. Die einen schimpfen es dreckig, versifft und laut; die nächsten fühlen sich dort ihres Alters wegen diskriminiert; und für Frauen sei das sowieso alles nichts... Witschak hat Vieles zu hören bekommen in den zehn Jahren. Gerade aus der Potsdamer Szene. Ungeachtet dessen war es ihm immer wichtig, seine Bar als festen und verlässlichen Bestandteil der Community zu betreiben. So entwickelte sich das La Leander mit der Zeit zu einem Anlaufpunkt für junge Schwule und Lesben, für Homosexuelle im Coming Out, für Menschen mit Problemen daheim, im Job oder auf den Ämtern.

Immer wieder gern reicht Witschak neben der Tasse Kaffee oder der Schale Tee auch die helfende Hand mit über den Tresen. Inzwischen kann er sich dabei sogar auf ein funktionierendes Netzwerk von Beratern, Vereinen und Organisationen in Brandenburg und Berlin stützen, die ihn als engagierten und zuverlässigen Partner schätzen gelernt haben. Somit ist das La Leander längst schon keine einfache gastronomische Einrichtung mehr. Es hat sich entwickelt zu einem Mix aus Treffpunkt, Infocenter, Beratungsstelle, Klatschbörse, Wohnzimmer und Kuschelplatz, der irgendwann, wenn die Sonne untergeht, vom Straßencafé zur Nachtbar mutiert. In dem 'der Teufel' schaltet und waltet. Dafür lieben ihn seine Stammgäste. Dafür schätzen ihn die meisten. Ein vergleichbares Lokal existiert in Potsdam nicht.

 

Herzlichen Glückwunsch zum Zehnten!

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