Au Backe, Mahmud!
[Teheran (Iran)] Juden, Schwule und Drogenhändler: Der iranische Präsident Mahmud Ahmadi-Nedschad hat klare Feindbilder. Als letzte Woche bekannt wurde, dass der Leiter der iranischen Menschenrechtskommission, Mohammad-Dschawad Laridschani, dem Westen vorwarf, dem Iran mit der in der UN-Menschenrechts-Charta geforderten Toleranz gegenüber Homosexuellen “Sittenlosigkeit und sexuelle Krankheit” aufdrängen zu wollen, dachten viele
nur:“Alle Jahre wieder ... *nerv*” Denn das menschenverachtende Gepöbel hat in dem islamischen Gottesstaat längst Tradition. Während sich die ständigen Kriegs- und Vernichtungsdrohungen gegenüber Israel und den USA bislang noch auf Rhetorik beschränken, läuft die Beseitigung Schwuler im Iran bereits seit Jahren auf Hochtouren. Angeblich wird die Todesstrafe durch öffentliches Erhängen zwar nur angewandt, wenn Schwule andere Männer vergewaltigten oder ihre Triebe in der Öffentlichkeit auslebten, nicht in den eigenen vier Wänden. Menschenrechts-Organisationen aber gehen bereits von mehreren tausend hingerichteten Homosexuellen seit 1979 aus, dem Jahr der Islamischen Revolution. Seitdem gilt in dem Land die Scharia, das islamische Recht. Während Präsident Ahmadi-Nedschad 2007 bei einer Rede vor New Yorker Studenten noch so tat, als würde er nur Luft hinrichten lassen: "Im Iran haben wir keine Homosexuellen wie in Ihrem Land. Wir kennen dieses Phänomen nicht", wurde er 2008 im CNN-Interview deutlicher, verglich Schwule mit Verkehrssündern und bezeichnete Homosexualität als “hässliche Sache”, die “die meisten Menschen nicht mögen.” 2011 behauptete er in einer Rede schließlich, “dass sich dieser Akt [Analverkehr unter Männern] gegen den menschlichen Geist und die Menschlichkeit richtet" und wenig später, erneut in New York, dass Homosexualität eine der abstoßendsten Verhaltensweisen der Gesellschaft sei und der Menschheit schade. In den letzten Jahren sorgten insbesondere die Hinrichtungen schwuler Jugendlicher für Entsetzen im Ausland. Regelmäßig fliehen Schwule und Lesben aus Angst um ihr Leben in den Westen, da ihnen in der Heimat Diskriminierung, Folter und Tod drohe, während der offene Umgang mit Transsexualität unzählige andere schwule Iraner wiederum auf den OP-Tisch treibt, da sie als Trans-Frau biologischen Frauen komplett gleichgestellt werden. Schwule Flugbegleiter einer niederländischen Fluglinie weigerten sich 2010 aus Angst um ihr Leben, in den Iran zu fliegen und dass die Homophobie inzwischen regelrecht groteske Züge annimmt, zeigte im letzten Jahr zudem ein Fußballspiel, das mit mehrjährigen Berufsverboten und hohen Geldstrafen für zwei Fußballer endete, weil sie zwei anderen Spielern beim Torjubel an den Hintern gefasst hätten. Au Backe! *Martin Bach{youtube}x4PRkKOezXU{/youtube}