Verbrennt die Transe!
[Paris] Heerführer tot, Ratgeber ermordet, Aufstand, Staatsstreich, vorrückende Feinde, gesundheitlicher Zusammenbruch: 1453 blieb Heinrich VI. nichts anderes mehr übrig, als den Krieg mit Frankreich endlich zu beenden. Über hundert Jahre lang hatte das Volk zuvor nur Hiebe statt Liebe kassiert. Der englische König war not amused, denn er hatte damit neben fast all seinen Gebieten südlich des Ärmelkanals
auch jede Chance auf den französischen Thron verloren. Doch um zu verstehen, warum ihm an diesem denkwürdigen Tag wohl auch sein Fünf-Uhr-Tee nicht so recht schmecken wollte, müssen wir in der Geschichte etwa zwanzig Jahre zurückgehen. Zu einer Transe, die den Engländern den entscheidenden Stoß zum langen Rückzug verpasst hatte. Ihr Name war Jeanne d´Arc (oder Johanna von Orleáns) und sie machte als Mann Karriere, mit Männerrüstung und Kurzhaarschnitt. Das brachte ihr ganz nebenbei auch die Unterstellung ein, lesbisch gewesen zu sein. Doch noch ungewöhnlicher waren diejenigen, die sie erst zu dem Ganzen angestiftet haben sollen: laut eigener Aussage die heilige Katharina, die heilige Margareta und der Erzengel Michael - allesamt angeblich göttliche Visionen mit der Botschaft, Frankreich von den Engländern zu befreien. In verzweifelter Lage glaubte man ihr, gab ihr das Kommando über ein Heer und sie durchbrach den Belagerungsring um Orleáns, um wenig später auch noch auf das besetzte Paris vorzurücken. Ihr Ende fand sie dagegen weniger ruhmreich unter dem Vorwurf des Feenzaubers, der Teufelsanbetung, des Mordes und des Tragens von Männerkleidung auf dem Scheiterhaufen in Rouen. Am 06.01.2012 jährte sich ihr Geburtstag zum 600. Mal, sie gilt bis heute als Märtyerin, Nationalheldin von Frankreich und als Heilige der katholischen und anglikanischen Kirche. *Martin Bach
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