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Durchstarter ANDERSRUMportrait

35568_B9DUUI_1Durchstarter: Projekt des Monats April - ANDERSRUMportraits

von Anna Büttner und Sina Lenz, Think Big Jugendredaktion


Auch wenn Toleranz gegenüber Homosexuellen heutzutage eigentlich selbstverständlich sein sollte, ist sie trotzdem nicht überall gegeben. Noch immer wird Homosexualität häufig als „andersrum" betrachtet. Ist man homosexuell, dann ist das anders, dann fällt man aus dem Rahmen. Jugendliche aus Potsdam haben es sich zur Aufgabe gemacht mit Vorurteilen aufzuräumen, Klichées aus dem Weg zu schaffen und deshalb rücken sie mit Hilfe einer Fotografin das Bild homosexueller Menschen zurück in den Rahmen, den Bilderrahmen.

Das Projekt des Monats April nennt sich ANDERSRUMportraits. Die Projektmacher der Gruppe „A-Jugend" kommen aus Potsdam und sind größtenteils homosexuelle Jugendliche. Gemeinsam mit der Fotografin Alexa Seewald haben sie eine Ausstellung ins Leben gerufen, die im Potsdamer Landtag gezeigt wird. Die Bilder von Alexa Seewald zeigen die Menschen stets von hinten. Hierbei soll vor allem der Begriff „andersrum“ auf ironische Art und Weise aufgegriffen werden, um das weit verbreitete Schubladendenken aufzudecken.

Man sollte meinen, dass sich die Gesellschaft im 21. Jahrhundert weiterentwickelt hat. Und dass Toleranz gegenüber Homosexuellen heutzutage selbstverständlich ist. Doch dem ist nicht so. Häufig wird man noch immer mit Unverständnis konfrontiert, wenn man nicht den vermeintlichen Idealvorstellungen entsprechend lebt. Gerade der Homosexualität wird immer wieder das Anderssein nachgesagt und das oft mit negativem Unterton. Aber in den letzten zehn Jahren hat sich auch einiges verändert. Allein die Tatsache, dass gleichgeschlechtliche Ehen erlaubt sind, ändert viel im Leben homosexueller Paare.

Der Projektmacher Steven ist 18 Jahre alt, kommt aus Werder, einer Gemeinde nahe der Landeshauptstadt mit circa 1000 Einwohnern. Er hat mit anderen Jugendlichen zusammen das Projekt gegründet und zahlreiche Förderanträge gestellt, um die Ausstellung möglich zu machen, wie er in seiner Rede im Landtag ausführt. Steven merkt selbst den großen Unterschied zwischen einzelnen Städten. Er ist in Werda groß geworden, lebt nun aber in Potsdam. Allein der Unterschied bezogen auf die Toleranz in diesen zwei Städten ist enorm. „Man kann in Potsdam problemlos händchenhaltend durch die Straßen laufen ohne sich dumme Kommentare anzuhören. Das kannte ich von Werder nicht, das ist dort überhaupt nicht vorstellbar.“ Der Grund für die geringe Toleranz bei Jugendlichen ist, laut Steven, die fehlende Auseinandersetzung mit dem Thema in Schulen. Selten wird Homosexualität zum Thema im Unterricht. So berichtet er: „Im Unterricht in Werda wurden wir nicht mit dem Thema konfrontiert. In Potsdam dagegen haben wir uns im Biologieunterricht damit auseinander gesetzt. Das war in Werda überhaupt nicht so.“ Folglich sind Jugendliche oft auf sich alleine gestellt im Umgang mit Homosexualität.

Doch es gibt auch ganz andere Erfahrungen. Steven erzählt von Mitgliedern der Gruppe, die sich vor ihrem Coming-Out gefürchtet haben und nicht wussten wie die Eltern und Freunde reagieren würden. Doch irgendwann möchte man nicht mehr versteckt leben, vor allem wenn man einen Partner hat. Häufig waren die Eltern aber einfach nur froh, dass sich ihre Kinder ihnen anvertraut haben. „Vielleicht braucht es auch einfach noch einige Zeit bis die Akzeptanz und Toleranz überall existiert, bis niemand mehr komisch schaut, nur weil ein homosexuelles Pärchen über die Straße läuft. Bis jeder weiß und versteht: Andersrum ist genauso richtigrum", sagt Steven.

Steven und die anderen jedenfalls engagieren sich fleißig weiter, mit Erfolg. Die Austellung im Landtag wurde bis 30. Juni 2012 verlängert, aufgrund der positiven Reaktionen. Es wurde auch angefragt, ob man die Austellung an der Fachhochschule in Potsdam ausstellen möchte. Und sonst gibt es auch noch eine Menge zu tun, wie etwa die Teilnahme an der YOU vom 08. -10. Juni 2012 in Berlin und am Christopher Street Day in Berlin am 23. Juni 2012. Dort werden sie sogar in einem eigenen Wagen sitzen. Für die Zukunft wünscht sich Steven, dass die Gruppe noch mehr Mitglieder gewinnen kann. Dass sie noch mehr Leuten helfen können mit ihrer Identität klar zu kommen. Er selbst sagt von sich: „Ich weiß, was ich bin, bin damit zufrieden, leb mein Leben und komm damit sehr gut zurecht."

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